Für viele Menschen ist das Auto im Alltag unverzichtbar – sei es vor allem in ländlichen Regionen als tägliche Berufs-Pendler, aber auch für ältere Menschen für Fahrten zur Arztpraxis oder dem Wocheneinkauf. Nach einer OP mit Gelenksersatz - insbesondere an Hüfte oder Knie - ist dies aber zunächst meist unmöglich; oft wird empfohlen, auf das Autofahren sogar für bis zu 3 Monaten komplett zu verzichten.
Da diese Empfehlung oft aber realitätsfern ist, hat sich Dr. med. Tiberiu Lazar, Oberarzt und Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie an der Teufelsbad Fachklinik, hierzu wissenschaftlich im Rahmen seiner Promotionsarbeit beschäftigt.
In Kooperation mit der Universität Magdeburg und Herrn Dr. med. Martin Edelmann, ebenfalls Oberarzt der Teufelsbad Fachklinik, wurde über 1 Jahr hinweg ein spezieller Fragebogen für Knie- und Hüft-Patienten entwickelt, über 100 Reha-Teilnehmende für die Studie gewonnen und die Daten anschließend ausgewertet.
Das Ergebnis: über 90% der Patienten fuhren innerhalb der ersten 3 Monate wieder selbständig PKW; etwa ein Drittel auch bereits in den ersten 6 Wochen nach dem Eingriff. Es wurde kein einziger Unfall berichtet. Auffällig war, dass vor allem Menschen mit OP am rechten Bein länger abwarteten, und Patienten mit ländlicher Wohnlage das Autofahren früher wieder aufnahmen als Stadtbewohner. Auch fuhren männliche Studienteilnehmer im Schnitt deutlich früher als weibliche, insbesondere nach einem Kniegelenksersatz.
Daher muss auch überlegt werden, in wieweit hier ein Fahrtraining und besondere Schulungen hierzu auch in der Reha neu verankert werden können. Aktuell ist eine Folgestudie geplant, die ebenfalls an der Teufelsbad Fachklinik durchgeführt werden soll, erneut unter der Leitung von Dr. med. Lazar und Dr. med. Edelmann.
Die Studie mit dem Titel„Surgical site, gender, and place of residence influence the time to resume driving after total joint arthroplasty“ wurde inzwischen erfolgreich im “BMC Archives of Physiotherapy” publiziert, einem anerkannten internationalen Fachmagazin. Herr Dr. med Lazar erlangte mit dieser Arbeit erfolgreich den Doktorgrad – wir gratulieren hierzu herzlich!